Den ersten Artikel über die Vorteil von breiteren Reifen am Rennrad habe ich bereits 2012 geschrieben. Da ging es ob 23C oder doch die breitere Variante in 25C Vorteile bringt. Heute sind mindestens 25C Reifen Standard. Ich habe vergangene Woche eine Artikel über die Plus Bereifung am Reiserad geschrieben und das Prinzip ist das gleiche. Oder auch dieser Artikel der sich auch um die Thematik der breiteren Reifen beschäftigt. Heute möchte ich aber nochmals explizit auf die breiteren Reifen und den Trend bzw. welche Vorteile haben breitere Reifen am Rennrad oder Gravelbike eingehen. Wie oben bereits geschrieben sind 25mm Reifen heute Standard , die auch die Profis fahren. Wer aus Prinzip an 23mm Reifen festhält sieht die Sache nicht objektiv genug oder hängt halt einfach an Traditionen. Die breiteren Reifen federn mit optimierten Luftdruck besser und bieten damit mehr Komfort und rollen auch besser und leichter. In Kurven oder mit steilen Schräglagen geben breitere Reifen mehr Halt und Sicherheit als schmalere. Wir verbauen an unserem Titan Rennrad Rahmen auch oft 28mm breite Reifen, die noch besser federn. Der Luftdruck wird dann auf rund 5,5bar angepasst abhängig vom Systemgewicht. Aber der klare Vorteil ist da diese 28mm Reifen dann auch noch schneller rollen als die klassische Rennradbereifung mit 23mm und 7,5bar. Immer häufiger sind auch die breiteren Reifen eine Voraussetzung für die neuen Felgendesign wie zB die der ENVE SES Felge. In Kombination hat man aerodynamisch den besten Vorteil. Eine neue Dimension bringen nun die Gravelbikes hinzu. Crossbikes waren per UCI Reglement bisher auf 33mm limitiert, weshalb es alleine dadurch schon durch Hersteller Einschränkungen gab. Unser Titan Gravelbike Rahmen und Gabel, wie auch Velos anderer Hersteller haben genug Platz geschaffen für Laufräder bis um die 40mm und bei uns sogar 42mm Breite. Für einen Ausflug auf Gravel, Schotter, Mergel und Waldwege braucht es mindestens rund 28-30mm breite Reifen ausgestattet mit dem Tubeless System. Reifen mit dem Tubeless System haben keinen Schlauch verbaut sondern stattdessen eine Dichtflüssigkeit. Das System gibt bereits guten Komfort und Schutz vor Durchschlägen. Weitaus komfortabler und mit wesentlich mehr Grip rollt man aber erst ab 33mm Crossreifen aufwärts durch das Gelände. Und auch hier gilt die Regel: Je weniger Luftdruck, desto besser. Und Vorzugsweise mit einem Tubeless System. Damit lassen sich Luftdrücke von knapp unter 2 bar fahren. Mit Schlauch bräuchte man mindestens rund 3 Bar um einigermassen pannenfrei die Wege zu durchforsten. Auf Asphalt macht ein erhöhter Reifendruck kaum schneller, was Messungen durch die Tour Zeitschrift bewiesen haben (Tour 8-2017). Lediglich 2,5 Watt rollt eine Crossreifen wie der Schwalbe X-One Bite besser, wenn man den Luftdruck von 2 auf 4,5 bar erhöht. Also, weniger ist mehr! Die neuste Generation an voluminösen Gravelreifen bieten eine riesige Auswahl an Optionen, wie kleine, grosse, kaum Stollen, mehr oder weniger Volumen, Pannenschutz, Tubeless System, Gummimischung, etc etc. Je voluminöser, desto besser ist man dann auch vor Durchschlägen geschützt. Und fehlende gröbere Stollen, walken auch weniger, und es muss dadurch weniger Hubarbeit verrichtet werden. Ein 40mm Gravelreifen wie ein Schwalbe G-One Speed mit 2 Bar Luftdruck rollt extrem fein und komfortabel durchs Gelände. Und mit dem exakt gleichen Luftdruck ist der identische Reifen kaum langsamer als ein prall aufgefüllter Trainingsreifen. So ein Breitreifen ebnet als und ist dennoch unglaublich schnell. Aber einen kleinen Nachteil bringt der G-One Speed in der 40mm Reifenbreite dann doch mit. Bei nassen und rutschigen Verhältnissen hat dieser gegenüber einem richtigen Stollenreifen das Nachsehen. Dann empfiehlt sich halt der G-One Bite in einer breiten Reifenbreite. Auch muss jeder Fahrer den Luftdruck an sein „Systemgewicht“ anpassen. Die goldene Regel gibt es nicht und man sollte schon etwas experimentieren. Im Gelände je nach eigenem Systemgewicht zw. 1,8Bar und auf der Strasse sind 3 Bar ein guter Kompromiss. Bei 4 Bar fangen die Ballonreifen das fliegen an. Mit 6 Bar rollt ein 35mm Compass Bon Jon den meisten Strassenreifen auf und davon. Nachteile sind einzig das etwas höhere Reifengewicht und der Luftwiderstand der breiteren Reifen. Aber wie schon oben geschrieben optimieren die Carbon Felgenhersteller bereits Ihre Felgen für Ballonreifen, wie die 34mm breiten Discus Plus C30W von 3T. Abschließend: Welche Vorteile haben breitere Reifen am Rennrad oder Gravelbike: Grundsätzlich immer so breit wie möglich gehen mit angepassten Luftdruck und auch entsprechend breiter Felge. In meinen Augen ist ein Gravelbike mit Disc mit entsprechenden Reifen (G-One Speed oder Bite) ein Fahrrad für alle Verhältnisse und fast allen Wegen. Ein "All Surface Bike" wie es so schön heisst.

Welche Vorteile haben breitere Reifen am Rennrad oder Gravelbike?